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Hybride Modelle im Gesundheitswesen

Hybride Modelle im Gesundheitswesen: Wie Gesundheitsversorger physische und digitale Leistungen gewinnbringend kombinieren

Wie Gesundheitsversorger physische und digitale Leistungen gewinnbringend kombinieren

Die IT-Infrastruktur im Gesundheitswesen entwickelt sich weiter. Einige Vorreiter bieten neue digitale Angebote, die es Leistungserbringern ermöglichen, die Versorgung ihrer Patienten zu optimieren und die eigene Effizienz zu steigern. Im Fokus stehen dabei hybride Modelle, die physische und digitale Leistungen gewinnbringend kombinieren.

Virtuelles Krankenhaus NRW

Ein Paradebeispiel für die neuen digitalen Angebote im Gesundheitswesen ist das Virtuelle Krankenhaus NRW (VKh.NRW). Es ermöglicht den kollegialen Austausch zwischen Krankenhausärzten verschiedener Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen mittels Telekonsil über eine unabhängige kostenfreie digitale Serviceplattform. Bestandteil der Plattform ist auch eine elektronische Fallakte für Dokumente und Daten. Unter dem Dach des VKh.NRW teilen Ärzte eines Krankenhauses ihre Expertise zu bestimmten Krankheiten und einzelnen Fällen mit ihren Kollegen, um eventuelle Versorgungslücken an anderen Standorten zu schließen und für die Patienten belastende Verlegungen zu vermeiden: Stichwort wohnortnahe Versorgung.

Das Projekt startete, angetrieben durch die COVID-19 Pandemie, früher als geplant – und zwar im März 2020. Es galt innerhalb kürzester Zeit eine lauffähige digitale Serviceplattform bereitzustellen. „Auf Bitte der Landesregierung haben die Experten der Unikliniken Aachen und Münster in einer Vorstufe andere Ärzte zu schweren COVID-19-Fällen beraten“, erklärt Nadja Pecquet, Geschäftsführerin beim VKh.NRW. „Wie eine Studie zeigt, lag die Sterberate der beatmeten Patienten, für die zwischen März und November 2020 jeweils ein Telekonsil durchgeführt wurde, circa 20 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt in Deutschland.“ Pecquet räumt dabei ein, dass das Resultat aufgrund der geringen Stichprobengröße statistisch zwar nicht signifikant sei, „es zeigt aber eine starke Tendenz, dass der Austausch zwischen den behandelnden Ärzten mit der speziellen universitätsmedizinischen Expertise einen großen Beitrag zur Versorgungsverbesserung leistet“, betont sie.

Nach der Vorstufe startet nun die Pilotphase des Projekts, die bis Ende 2023 läuft und an der alle Krankenhäuser kostenlos teilnehmen können. Der Plan sieht vor, schrittweise Telekonsile für weitere Krankheiten anzubieten und zukünftig auch ambulante Einrichtungen einzubeziehen, um so ein sektorenübergreifendes Netzwerk aufzubauen. Seit Mitte März 2022 bietet das VKh.NRW Telekonsile für die therapierefraktäre Herzinsuffizienz (behandlungsresistente Herzschwäche) an, zu der die Expertise des Herz- und Diabeteszentrums NRW eingeholt wird.

Elektronisches Diabetesdossier von poolprax
Eine moderne Versorgung von Patienten setzt weitere Digitalisierung voraus. Das hat die poolprax AG aus der Schweiz erkannt und für das Land ein elektronisches Diabetesdossier entwickelt. „Die Pandemie hat uns noch einmal besonders verdeutlicht, wie hilfreich die digitale Verbindung zwischen Patienten und Gesundheitsversorgern ist. Mit unserer Lösung stellen wir diese digitale Verbindung her“, betont Markus Gnägi, Geschäftsführer bei poolprax.

Die Lösung führt die Werte eines Menschen mit Diabetes in jeweils einem eigenen elektronischen Dossier standardisiert zusammen und speichert sie strukturiert ab. Von überall aus und zu jeder Zeit können Patienten ihre Daten schnell digital übermitteln. Außerdem gibt es ein Dashboard für die übersichtliche Darstellung der Daten und ihrer Entwicklung, wozu auch Warnhinweise gehören. Mit der ausdrücklichen Erlaubnis der Patienten können Ärztinnen und Ärzte und andere Fachkräfte direkt auf das eDiabetesdossier zugreifen, was allen Beteiligten Zeit und Wege spart. Mehr noch, Behandelnde und Fachpersonal erhalten die entscheidenden Informationen für eine erfolgreiche Therapie und können die integrierte Versorgung voranbringen.

Vorteile der neuen digitalen Angebote
Die Vernetzung und engere Zusammenarbeit im Gesundheitswesen steigert die Qualität der medizinischen Versorgung, Folgeerkrankungen werden minimiert. „Zudem eröffnen hybride Modelle die Möglichkeit, Patienten telemedizinisch zu betreuen – also dezentral und asynchron. Mit Blick auf den Mangel an Fachkräften sichert das einen hohen Standard of Care“, fügt Gnägi hinzu. Menschen bauen auch einen engeren Kontakt zu ihren Ärzten auf, was mehr Komfort und Vertrauen in die Behandlung erzeugt. „Die Personalisierung der medizinischen Versorgung führt zu mehr Erfolg und einer besseren Patientenbindung. Zugleich wirkt sich das positiv auf die Finanzen der Gesundheitsversorger aus“, resümiert Volker Hofmann, Manager of Healthcare bei InterSystems.

Anforderungen an das Datenmanagement
Bei den hybriden Modellen kommt es darauf an, die Verfügbarkeit der einzelnen Daten über die gesamte medizinische Versorgung hinweg zu garantieren. Die einheitliche Sicht auf die Werte der Patienten entsteht durch die Zusammenführung aus diversen Datenquellen. Beides stellt hohe Anforderungen an das eigene Datenmanagement. Um sie zu erfüllen, nutzt das Virtuelle Krankenhaus NRW die auf InterSystems HealthShare basierende elektronische Fallakte der RZV Rechenzentrum Volmarstein GmbH und poolprax setzt für sein eDiabetesdossier auf die Interoperabilitätslösung InterSystems HealthShare und die Datenplattform InterSystems IRIS for Health. Beide Lösungen sorgen für Interoperabilität zwischen den diversen Datenquellen. Außerdem zeichnen sie sich durch erstklassige Performance, freie Skalierbarkeit und hohe Sicherheitsstandards aus. Daten werden zentral zusammengeführt, bereinigt und harmonisiert. „Wir bieten mit InterSystems HealthShare und InterSystems IRIS for Health Lösungen, die Interoperabilität, Transaktionsverarbeitung und Datennormalisierung leisten und die zudem hoch performant, skalierbar und zuverlässig sind. All das leisten diese nicht nur theoretisch: Sie sind vielfach praktisch erprobt“, sagt Volker Hofmann. „Unsere Produkte unterstützen alle gängigen Standards, Protokolle und Profile für den Datenaustausch im Gesundheitswesen und ermöglichen Out-of-the-Box-Transformationen zwischen unterschiedlichen Datenformaten.“

Herausforderungen für weitere Projekte in der Zukunft
Die Menge an Daten im Gesundheitswesen ist deutlich größer als in anderen Branchen und nimmt zukünftig noch weiter zu. Zudem existieren vielerorts Anwendungs- und Datensilos. „Das deutsche Gesundheitswesen hat in den letzten Jahren keinerlei Struktur aufgebaut, um umfassende Analysen durchzuführen und dadurch aufschlussreiche Erkenntnisse zu gewinnen. Daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten“, erläutert Hofmann. Dazu gehört potenziell auch die Einführung neuer Berufe an der Schnittstelle zwischen medizinischer Praxis und E-Health, die gezielt Versorgungslücken schließen und auch das Schaffen eines echten digitalen Eingangsbereichs (Digital Front Door, wie es im US-amerikanischen genannt wird). Dieser digitale Eingangsbereich geht über das klassische Patientenportal, wie es mit dem KHZG gepusht wird, hinaus und ermöglicht echte datengestützte hybride Versorgungsangebote.

Dieser Blogbeitrag baut auf dem Experttalk „Traditionelle Gesundheitsversorger erfinden sich neu. Wie passen hybride Modelle zum Routinebetrieb?“ von InterSystems auf, der am 24. März 2022 stattfand und hier abrufbar ist.

SCHLAGWÖRTER: Telemedizin, Healthcare, Gesundheitsversorgung, Gesundheitsdaten