Implementierung eines Datenraums: Neuer Standard beim Datenaustausch zwischen Unternehmen verspricht mehr Transparenz und Geschäftserfolg
Mit diesem neuen Blogbeitrag beginne ich heute eine Serie über das Konzept „Datenraum“. In insgesamt sechs Blogbeiträgen werde ich das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.
Der Datenraum, der vor circa 15 Jahren seinen Ursprung in der Informatik hatte, wurde durch die Gründung der International Data Spaces Association 2015 gezielt weiterentwickelt. Die europäische Initiative Gaia-X bietet mittlerweile einen umfassenden Rahmen für den sicheren Datenaustausch und die Interoperabilität zwischen Cloud-Anbietern.
Stellen Sie sich einen virtuellen Marktplatz vor, auf dem Unternehmen ihre Daten unter klar definierten Richtlinien teilen und gemeinsam nutzen. Genau das ist ein Datenraum – eine offene Umgebung für den standardisierten Austausch von Informationen. Dieses Konzept verspricht, die Art und Weise, wie Unternehmen untereinander Informationen austauschen, grundlegend zu verändern.
Der Weg zur Entfaltung des vollen Datenpotenzials
Gerade Branchen mit komplexen Lieferketten ziehen aus dem neuen Ansatz einen großen Nutzen. Allgemein kämpfen viele Unternehmen damit, über die gesamte Supply Chain hinweg in Echtzeit relevante Daten zu erfassen. Eine aktuelle Studie des unabhängigen Marktforschungsinstituts Vitreous World im Auftrag von InterSystems bestätigt diese Herausforderung. Von den befragten Supply-Chain-Verantwortlichen sehen 42 Prozent in der fehlenden End-to-End-Transparenz und -Berichterstattung momentan eine der größten technologischen Herausforderungen der Informationslogistik.
Wenn Sie das ähnlich beurteilen, empfehle ich, über die Anbindung an einen Datenraum nachzudenken. Dieser vernetzt vorhandene zentrale und dezentrale Infrastrukturen zu einem durchgängigen System und ermöglicht so die effiziente Verwaltung von Daten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Dadurch entsteht eine zuvor unerreichte Transparenz, die allen Beteiligten zugutekommt.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der aktiven Teilnahme aller Unternehmen entlang der Supply Chain. Ein kritischer Faktor ist es, sie dazu zu motivieren, alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen. Doch wie gelingt das? Um dieses Ziel zu erreichen, muss ein Datenraum zwei wesentliche Kriterien erfüllen.
Zunächst einmal spielt die Sicherheit eine große Rolle. Unternehmen teilen ihre Daten nur, wenn diese stets sicher verwahrt bleiben. Außerdem muss ein Datenraum für alle Beteiligten einen klar erkennbaren Mehrwert bieten. Wenn sie von der Teilnahme profitieren und in der Folge der Geschäftserfolg steigt, stimmt auch die Akzeptanz.
Catena-X als Praxisbeispiel für einen Datenraum
Einige Branchen nutzen bereits einen Datenraum. Ein gutes Beispiel für die praktische Umsetzung des Konzepts ist Catena-X in der Automobilindustrie. Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll das enorme Potenzial von Datenräumen.
Die Lieferketten der Automobilhersteller sind sehr komplex. Sie arbeiten mit einer Reihe von Partnern zusammen, die wiederum auf eigene Lieferanten zurückgreifen – insgesamt reicht das Netzwerk bis zu den Rohstofflieferanten. Eine derartig verzweigte Supply Chain erschwert es, wichtige Daten zu sammeln. Deshalb treiben die Automobilhersteller branchenweit die Implementierung von Catena-X voran. So setzt beispielsweise BMW das Datenökosystem erstmals in der Serienfertigung des Modells iX ein.
Wichtig für Sie zu wissen: Anders als bisher werden Daten im Datenraum nicht zentral gespeichert. Stattdessen tauschen Partner ihre Informationen direkt in der Umgebung aus. Das umfasst unter anderem Angaben für das Reporting und zur Qualität von Produkten.
Dieser Zugewinn an Informationen bringt einige Vorteile. Nehmen wir beispielsweise an, dass ein Problem mit einer bestimmten Komponente auftritt. Wer trägt dafür die Verantwortung und übernimmt die Kosten für mangelhafte und daher nicht verwendbare oder ausfallende Teile? Mit den richtigen Informationen sind Haftungsfragen schnell beantwortet und die Kosten für Rückrufe können den einzelnen Unternehmen in der Supply Chain genau zugeordnet werden. Das Beispiel von Catena-X verdeutlicht aus meiner Sicht den Charme eines Datenraums: Er sorgt bei diversen Themen für mehr Transparenz und trägt damit zur Lösung unterschiedlicher Probleme bei.
Unsere Rolle bei der weiteren Entwicklung
Datenräumen gehört deshalb die Zukunft: Nicht nur in der Automobilindustrie, sondern in vielen weiteren Branchen und Anwendungsbereichen. Schon 2022 startete der Datenraum MDS (Mobility Data Space) im Mobilitätssektor, für das Gesundheitswesen werden HEALTH-X dataLOFT sowie TEAM-X entwickelt und im Energiesektor arbeitet man an Omega-X sowie energy data-X.
Es liegt an uns allen, die Entwicklungen rund um das Konzept aufmerksam zu verfolgen und aktiv mitzugestalten. Denn auf die Zusammenarbeit kommt es bei dem Konzept an.
In meinem nächsten Blogbeitrag gehe ich noch umfassender auf den Sinn und Zweck eines Datenraums ein. Gemeinsam schauen wir uns an, warum Unternehmen einen Datenraum benötigen und wie sie davon konkret profitieren. Bleiben Sie gespannt!