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Umfassender und einheitlicher Patientendatensatz

Entscheidender Ausgangspunkt für die Personalisierung der medizinischen Versorgung
Einheitlicher Patientendatensatz für mehr Personalisierung in der medizinischen Versorgung

Ein entscheidender Ausgangspunkt für die Personalisierung der medizinischen Versorgung

In den kommenden Jahren nimmt die Digitalisierung der medizinischen Versorgung weiter zu. Ziel ist es vor allem, für mehr Qualität und Effizienz bei der Behandlung von Patienten zu sorgen. Leistungserbringer müssen dafür die Daten ihrer Patienten effektiv nutzen. Hierbei spielt Interoperabilität zwischen bestehenden IT-Systemen eine entscheidende Rolle. Doch welche Vorteile bringt sie? Über den Mehrwert eines ganzheitlichen Blicks auf die medizinische Behandlung jedes Patienten sprechen wir mit Dr. Erion Dasho, Clinical Advisor bei InterSystems.

Herr Dr. Dasho, warum reden wir in der Schweiz, aber auch weltweit über die Digitalisierung des Gesundheitswesens? Ist das vielleicht nur ein vorübergehender Trend?

Dr. Erion Dasho: Weltweit stehen Gesundheitssysteme vor ähnlichen Herausforderungen. Zusammengefasst geht es darum, wie sichergestellt werden kann, dass alle Menschen Zugang zu einer qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitsversorgung bekommen. Das Schweizer Gesundheitssystem gehört zwar nach wie vor zu den besten Gesundheitssystemen der Welt, doch führt diese Qualität auch zu hohen Kosten. Mit knapp 12% des Bruttoinlandsprodukts gehört die Schweiz zu den führenden Ländern, was die Ausgaben für das Gesundheitswesen betrifft. Deshalb gibt es seit vielen Jahren grosse Fragezeichen hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit. Wie in der Schweiz ist auch die Gesundheitsversorgung weltweit sehr komplex und verflochten. Es besteht daher ein allgemeiner Konsens darüber, dass mit den herkömmlichen Ansätzen nicht alle Herausforderungen bewältigt werden können. Die Digitalisierung wurde als einzige strategische Antwort auf diese Herausforderungen identifiziert. Sie sorgt für Veränderungen und zwar in dem Masse, dass wir heute nicht mehr von Digitalisierung, sondern von digitaler Transformation sprechen.

Das Gesundheitswesen und die Medizin bewegen sich demnach auf einen digitalen Wandel zu. Warum hängt die Zukunft des Gesundheitswesens vom reibungslosen Zusammenspiel zwischen bestehenden IT-Systemen ab?

Daten bilden die Grundlage der digitalen Transformation. Aber im Schweizer und vielen anderen Gesundheitssystemen stecken Daten häufig in sogenannten Datensilos. Spitäler, Kliniken und Arztpraxen verfügen alle über Daten in digitaler Form, die sie aus verschiedenen Gründen – manchmal aus politischen und regulatorischen, sehr häufig aber auch aus rein technischen Gründen – nicht austauschen können. Sogar zwischen verschiedenen Abteilungen eines Spitals funktioniert das oft nicht. Abhilfe schaffen moderne Interoperabilitätslösungen, mit denen das reibungslose Zusammenspiel zwischen bestehenden IT-Systemen realisiert werden kann. Erst dadurch können Gesundheitsdienstleister ohne Probleme auf alle relevanten Daten für die medizinische Versorgung zugreifen und sie direkt nutzen. Das umfasst primär demografische, genetische und medizinische Daten. Hinzu kommen weitere Informationen über die Gesundheit eines Patienten wie zum Beispiel seine Lebenssituation, Gewohnheiten, Ernährung und Bewegung. Durch diese Daten gewinnen Leistungserbringer einen umfassenden Überblick über die individuelle Krankengeschichte und den aktuellen Gesundheitszustand eines Patienten – eine Basis für die Personalisierung der medizinischen Versorgung.

Stehen dabei die individuellen Bedürfnisse der Patienten im Fokus?

Analysten, Strategen und politische Entscheidungsträger im Gesundheitswesen sprechen seit Jahrzehnten über einen patientenzentrierten Ansatz für die Gesundheit, jedoch wurden in der Praxis kaum Fortschritte erzielt. Seit Kurzem stehen die personalisierte und präzisierte Medizin im Fokus, aber diese Konzepte stecken noch in den Kinderschuhen. Mit der digitalen Transformation und der Interoperabilität als Grundlage haben Gesundheitsdienstleister die Chance, Behandlungen noch flexibler und effizienter zu gestalten. Sie passen Therapien und die Auswahl von Medikamenten genau an die individuellen Bedürfnisse der Patienten an. Mithilfe umfassender Datenanalysen können Ärzte und Pflegefachkräfte stets optimale Entscheidungen treffen. Dadurch maximieren sie den therapeutischen Nutzen der medizinischen Versorgung und vermeiden gleichzeitig Fehler und Komplikationen – eine deutliche Verbesserung der Patientensicherheit. Beispielsweise sehen Gesundheitsdienstleister anhand der vorliegenden Daten, wie ihre Patienten in der Vergangenheit auf bestimmte Medikamente reagiert haben und ob es mögliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten gibt.

Kurz gesagt: Leistungserbringer schauen mehr auf den einzelnen Patienten. Das optimiert sicherlich auch die Früherkennung und Vorsorge, oder?

Ja. Ich habe bereits die steigenden Gesundheitskosten erwähnt. Wenn wir uns weiterhin nur auf die Behandlung und nicht auf die Vorsorge konzentrieren, steigen die Kosten zweifellos immer weiter und das System wird dadurch letztendlich nicht mehr tragbar. Der berühmte Satz von Erasmus «Vorbeugen ist besser als Heilen» könnte also nicht aktueller sein. Das Erbgut, die Familiengeschichte und der Lebensstil eines Patienten verraten, ob ein individuelles Risiko für bestimmte Krankheiten besteht. Die entsprechenden Informationen können Gesundheitsdienstleister mit anderen vorhandenen Gesundheitsdaten zusammenführen. Das versetzt sie in die Lage, frühzeitig und gezielt vorbeugende Massnahmen abzuleiten. Zudem dient die Sammlung von Daten dazu, den Gesundheitszustand des Patienten kontinuierlich zu überwachen. Idealerweise lassen sich durch die Kombination all dieser Optionen umfassende Präventionsansätze entwerfen. Diese reichen von personalisierter Medizin, die nur auf ein Individuum abzielt, bis hin zu Massnahmen, die ganze Bevölkerungsgruppen einbeziehen und beispielsweise Epidemien verhindern oder angemessene Reaktionen auf sie begünstigen.

Interoperabilität von IT-Systemen gilt als unerlässlich für eine moderne, datenzentrierte Gesundheitsversorgung. Wo genau finden sich Patientendaten?

In Gesundheitseinrichtungen stecken Daten häufig fragmentiert in unterschiedlichen Fachanwendungen. Wie bereits erwähnt, sprechen wir hierbei von Datensilos. Es kommt daher darauf an, Daten aus diversen internen Quellen zu verknüpfen und zu verarbeiten. Im Idealfall findet auch ein digitaler Datenaustausch zwischen Gesundheitseinrichtungen statt. Leistungserbringer können ausserdem Daten hinzufügen, die Patienten mit Wearables und Sensoren übermitteln. Durch sie entstehen grosse Datenmengen zum detaillierten Gesundheitszustand von Patienten. Eine weitere Quelle für neue Erkenntnisse stellen Daten aus der Public Health-Forschung dar. Die Nutzung dieser Daten ist begrenzt, wenn sie in Silos liegen. Sobald sie jedoch interoperabel bereitstehen, helfen sie bei der Erstellung des sogenannten digitalen Zwillings einer Person, der für die Gesundheitsversorgung und die Forschung von immensem Wert ist. In erster Linie führt er zu neuen Erkenntnissen über die optimale Behandlung einzelner Personen. Aber aggregiert können Gesundheitsdienstleister sie auch auf die ganze Bevölkerung übertragen.

Die grosse Herausforderung besteht also darin, alle relevanten Daten für die medizinische Versorgung zu vereinen. Wie gelingt das?

Eine Interoperabilitätsplattform wie der InterSystems HealthShare Unified Care Record garantiert ein modernes Datenmanagement und bietet die Grundlage für ein Clinical Data Repository. Der Ansatz von InterSystems im Bereich Interoperabilität basiert auf mehr als 45 Jahren Erfahrung. Durch die Einrichtung eines klinischen Datenspeichers führen wir nicht nur Daten zusammen, sondern stellen auch sicher, dass diese von guter Qualität und jederzeit verfügbar sind. Gesundheitsdienstleister können mit einer leistungsfähigen Plattform Daten jeden beliebigen Formats und aus diversen Quellen verknüpfen, verarbeiten und Anwendern gezielt zur Verfügung stellen. So entsteht ein umfassender und einheitlicher Patientendatensatz. Das schafft eine ganzheitliche Sicht auf jeden Patienten. Um für Interoperabilität zwischen IT-Systemen zu sorgen, beherrschen marktführende Lösungen alle gängigen Standards, Protokolle und Profile für den Datenaustausch im Gesundheitswesen.
Die Implementierung einer Interoperabilitätsplattform erfolgt immer individuell und massgeschneidert für die Bedürfnisse einer Gesundheitseinrichtung. Zur Bereitstellung dienen wahlweise das eigene Rechenzentrum, eine Public Cloud oder eine hybride Umgebung. Durch sofort einsatzbereite, leicht anpassbare Lösungen und speziell entwickelte Anwendungen werden die Interoperabilitätsanforderungen von Gesundheitseinrichtungen und Fachleuten auf robuste, skalierbare, benutzerfreundliche und sichere Weise erfüllt.

Gibt es denn neben der Personalisierung der medizinischen Versorgung noch weitere Anwendungsfälle für diesen umfassenden und einheitlichen Patientendatensatz?

Auf jeden Fall. Ein genauer Blick auf eine andere aktuelle Entwicklung macht die wegweisende Bedeutung verfügbarer Daten besonders deutlich: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz setzt die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Daten voraus. Ansonsten führen die Modelle in der Regel zu schlechten Ergebnissen. Daten sind hier der Schlüssel für neue Lösungen. Wenn Patientendaten zentral vorliegen, können Gesundheitsdienstleister durch den Einsatz künstlicher Intelligenz zum Beispiel einfacher Muster darin erkennen. Aus der Betrachtung vieler Fälle gewinnen sie dann auch neue Erkenntnisse, um bestimmte Krankheitsbilder besser behandeln zu können. Wir von InterSystems nutzen KI-Lösungen noch in einigen weiteren Anwendungsfällen, um die Gesamteffizienz in Gesundheitseinrichtungen zu steigern, aber auch um klinische Dienstleistungen zu verbessern. Beides bewirkt eine disruptive Veränderung der medizinischen Versorgung und des Gesundheitsmanagements. Eine Interoperabilitätsplattform bietet beispielsweise die Möglichkeit, ausgehend von vorliegenden Daten, automatisiert Nachrichten an Leistungserbringer und Patient zu verschicken, um an anstehende Termine zu erinnern. Somit lässt sich verhindern, dass Patienten Vor- und Nachsorgetermine versäumen. Auch die Einführung neuer Geschäfts- und Versorgungsmodelle wird dadurch vorangetrieben. Dazu gehören zum Beispiel Value-Based Contracts, also an der Behandlungsqualität orientierte Abrechnungsmodelle, für die ausreichend Daten zur Verfügung stehen. Die Einsatzszenarien sind vielfältig. Letztendlich können wir durch Daten und Interoperabilität im Gesundheitssystem weltweit digital Mehrwert schaffen.

Herr Dr. Dasho, Danke für das Interview.

Dieses Interview ist zuerst erschienen in Clinicum - Ausgabe 4-2023.

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