Die regionale Koordinationsplattform MayVilleHop, die auf Wunsch der Krankenhausärzte und niedergelassenen Ärzte des Departements Mayenne entstand und gemeinsam mit ihnen aufgebaut wurde, profitiert von der technischen Expertise von InterSystems und den Möglichkeiten, die die Lösung InterSystems HealthShare bietet. Dies erklären Sébastien Tréguenard, Directeur du CH de Laval - der Trägereinrichtung des GHT de la Mayenne et du Haut-Anjou - und Nicolas Eiferman, Country Manager von InterSystems France & Benelux.
In welchem Kontext entstand die Plattform MayVilleHop?
Sébastien Tréguenard: Alles begann mit einer Feststellung: In Mayenne war der Austausch zwischen Stadt und Krankenhaus zumindest verbesserungswürdig. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die medizinischen Ressourcen in diesem Gebiet, das heute die sechstgrößte „Versorgungswüste“ Frankreichs ist, stark angespannt sind. Auf diese Diskrepanz bin ich bereits bei meinem Amtsantritt im Januar 2022 aufmerksam gemacht worden, und die Ärzte waren sehr stark auf eine Lösung bedacht. Die Idee einer Austausch- und Koordinationsplattform drängte sich schnell auf. Um jedoch den Bedürfnissen und Erwartungen aller Beteiligten zu entsprechen, war die Nutzung eines schlüsselfertigen Tools nicht die Lösung. Die Plattform musste gemeinsam mit allen Beteiligten gestaltet werden.
Warum haben Sie sich insbesondere für InterSystems entschieden?
Sébastien Tréguenard: Diese Wahl wurde von einem Lenkungsgremium getroffen, das sich aus Krankenhausärzten und niedergelassenen Ärzten zusammensetzte. Es wurden vier Angebote in Betracht gezogen, und das Angebot von InterSystems entsprach am besten den Anforderungen der zukünftigen Nutzer. Zum einen, weil InterSystems weltweit bereits zahlreiche Lösungen zur regionalen Vernetzung erfolgreich implementiert hat. Und zum anderen, weil InterSystems mit den Prinzipien des gemeinsamen Aufbaus einer Plattform vertraut ist. Das Lenkungsgremium hatte den richtigen Riecher, denn die Pilotversion von MayVilleHop konnte bereits vier Monate später in Betrieb genommen werden!
Nicolas Eiferman: InterSystems verfügt über eine anerkannte Expertise im Bereich des Austauschs und der Verwaltung von Gesundheitsdaten. Um diese Herausforderung anzugehen, können unsere Partner auf die technologische Basis der Datenmanagementplattform InterSystems IRIS for Health zurückgreifen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln. Oder auf die Plattform InterSystems HealthShare zurückgreifen, um verschiedene Komponenten zu vereinheitlichen und so eine breite Palette von Anwendungsfällen zu erfüllen. InterSystems HealthShare ist bereits in vielen Gesundheitsnetzwerken in den USA und in mehr als einem Dutzend regionaler Interoperabilitätsinitiativen in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Italien usw. im Einsatz. Diese bewährte Technologie wurde für die Plattform MayVilleHop in Mayenne ausgewählt.
Wie sind Sie dabei im Einzelnen vorgegangen?
Sébastien Tréguenard: Wie ich bereits erwähnte, haben wir Ärzte zusammengebracht, die ihre Erwartungen formulieren konnten. Auf Krankenhausseite ging es im Wesentlichen darum, einen vereinfachten und sicheren Zugang für niedergelassene Ärzte anzubieten, um den Austausch von medizinischen Daten unter Einhaltung der Vorschriften zu erleichtern. Dies wird nach und nach durch die Öffnung der „Krankenhaus-DPIs“ (stationäre elektronische Patientenakten) für die ambulante Medizin im Sinne des vom Patienten angegebenen Behandlungskreises umgesetzt. Letztere hatte ihrerseits spezifische Forderungen, wie die Möglichkeit, Benachrichtigungen darüber zu erhalten, was mit den an die Notaufnahme überwiesenen Patienten geschah – beispielweise Krankenhauseinweisung, Entlassung oder gar Tod. Aber auch die Notwendigkeit, über eine einzige Anlaufstelle zu verfügen, um alle Instrumente der regionalen Koordination, einschließlich der von Drittanbietern entwickelten, zu nutzen. Dieser Aspekt erschien uns ebenfalls wichtig, da er unserem Wunsch nach Vereinfachung entsprach.
Nicolas Eiferman: Diese Workshops, an denen die Teams von InterSystems teilnahmen, ermöglichten es uns, die Bedürfnisse der Fachleute in konkrete technische Funktionen zu übersetzen. Dabei ging es jedoch nicht darum, das Bestehende komplett abzuschaffen. Wir ermittelten die bereits funktionierenden Dienste und überlegten dann, wie sie innerhalb von MayVilleHop organisiert werden könnten. Alles vor dem Hintergrund, die Wege sinnvoller zu gestalten, indem die Nutzer zur richtigen Zeit auf die richtige Lösung zugreifen können. So wurde beispielsweise die Teleexpertise übernommen und in die Plattform integriert. Nicht abgedeckte Bedürfnisse wurden mit unserem Partner DoctorSmart maßgeschneidert entwickelt, wie z. B. der Workflow für semidringliche Anfragen, die Telekonsultation oder andere spezifische Funktionen.
Wo stehen Sie heute?
Sébastien Tréguenard: Die Plattform MayVilleHop ist nun seit 15 Monaten in Betrieb und hat ihre Übereinstimmung mit den Erwartungen der Nutzer weitgehend unter Beweis gestellt: Von den 200 Allgemeinmedizinern, die in Mayenne praktizieren, sind nun 140 angeschlossen, was einer Akzeptanzrate von 70% entspricht - das ist außergewöhnlich. Jetzt zeigen auch Amtsapotheker und freiberufliche Krankenpfleger Interesse, und InterSystems arbeitet nun auf dieses Ziel hin. Parallel dazu setzen wir die Verbindung der Krankenhaus-DPIs fort, zunächst auf der Ebene der GHT de la Moyenne. Wir hoffen, dass wir alle Gesundheitseinrichtungen des Gebiets (öffentliche und private) einbeziehen können, denn je mehr die Plattform geöffnet wird, desto mehr Legitimität und Dauerhaftigkeit wird das System gewinnen. In diesem Zusammenhang denken wir auch darüber nach, wie MayVilleHop unseren Austausch mit den angrenzenden Departements verstärken könnte. Diese Perspektive wurde bereits mit dem Universitätsklinikum CHU Angers und dem Zentralkrankenhaus CH Le Mans erörtert, mit denen wir enge Beziehungen pflegen. Hinweis: Die Ausweitung der Plattform auf andere Akteure des Gesundheitswesens wird eine Zertifizierung für das Hosten von Gesundheitsdaten (HDS-Hosting) voraussetzen.
Nicolas Eiferman: Der Erfolg des Projekts ist meiner Meinung nach auf das starke Engagement aller Beteiligten und ihren Willen, eine gemeinsame Lösung zu finden, zurückzuführen. Besondere Aufmerksamkeit wurde zudem dem Change-Management gewidmet, bei dem die Ärzte einbezogen und angehört wurden. Dies hat sicherlich zu ihrer Akzeptanz beigetragen. Ein weiterer Anreiz bestand in der von InterSystems geleisteten Orchestrierungsarbeit: Die komplexe Verknüpfung der lokalen, regionalen und nationalen digitalen Lösungen ist für die Nutzer nicht mehr sichtbar. Mit der MayVilleHop-Plattform verfügen sie über eine transparente, benutzerfreundliche und zu 100 % einheitliche Lösung.
Sie bereiten nun den nächsten Schritt vor, nämlich die Umsetzung eines bevölkerungsbezogenen Ansatzes, der von MayVilleHop unterstützt wird. Könnten Sie uns etwas darüber erzählen?
Nicolas Eiferman: MayVilleHop wurde ursprünglich entwickelt, um den Austausch zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten zu erleichtern, hat sich aber mittlerweile als Plattform für die Verwaltung und den Austausch medizinischer Daten etabliert. Damit ebnet sie den Weg für die „responsabilité populationnelle" (Verantwortung für die Bevölkerungsgesundheit), ein Konzept und Ansatz, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut, da er echten Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit gerecht wird. Die in Frankreich durchgeführten Projekte haben im Übrigen ihre Relevanz bewiesen, obwohl sie ohne spezielle digitale Lösungen durchgeführt wurden. Durch die Schaffung integrierter kollaborativer Workflows und die Bereitstellung von Dienstleistungen während des gesamten Behandlungsverlauf eines Patienten werden die Ergebnisse noch besser.
Sébastien Tréguenard: Die medizinische „Versorgungswüste“ in Mayenne äußert sich in Problemen wie einem verzögerten Zugang zur Gesundheitsversorgung. Einen bevölkerungsbezogenen Ansatz einzuführen, bedeutet, sich für eine prädiktive Gesundheit einzusetzen, indem wir aktiv daran arbeiten, den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu verbessern. Wir werden von dem französischen Krankenhausverband begleitet und konzentrieren uns heute auf zwei Krankheiten: Typ-2- Diabetes und Herzinsuffizienz im Frühstadium. Ein erstes Protokoll wird derzeit erstellt, bei dem InterSystems die Kohorting-Tools einsetzt. Wir sollten bis zum Sommer 2025 mit der Konfiguration und der Bereitstellung fertig sein, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit im Kontext einer breiteren Öffnung. Wie lautet das Fazit? MayVilleHop ändert die Art und Weise, wie Menschen arbeiten und interagieren und wird heute einstimmig als echte Innovation wahrgenommen, die das Engagement und die Dynamik der Gesundheitsfachkräfte in unserem Gebiet hervorhebt. Mayenne hat zwar Schwächen, ist aber auch ein Land mit vielen Talenten und Ressourcen, und dieses Projekt ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür.