Unabhängig vom Modell bilden Healthy Data das Fundament
Autor: Ralf Geldhäuser
Spätestens die Erfahrungen der letzten Wochen und Monate während der Pandemie haben die Defizite der deutschen Krankenhäuser im Bereich der Digitalisierung aufgezeigt: Die Bundesregierung nimmt nun mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) viel Geld in die Hand für dringend nötige Investitionen in die Zukunft. Zusammengerechnet mit der Kofinanzierung können Kliniken mit 4,3 Milliarden an Fördermitteln ihre Innovationsziele voranbringen. Einen Schwerpunkt bildet die IT. Dabei wird ein sinnvolles Instrument eingesetzt, welches die Gesetzgeber für Antragsteller dieser Fördermaßnahme eingebaut haben: die Messung des digitalen Reifegrades. Was hat es damit auf sich?
„Nur was man misst, kann man auch steuern“ – so lautet, frei übersetzt, das Diktum von „Management Thinker“ Peter F. Drucker. Die Vorteile der Kontrolle und Steuerung gegenüber einer zügellosen Mittelvergabe hat auch der deutsche Gesetzgeber erkannt: Er möchte wissen, ob die geförderten Investitionen tatsächlich ihren Beitrag zur Modernisierung unserer Gesundheitsversorgung leisten … und ob die Gelder nachhaltig eingesetzt werden.
Der Ansatz ist im Gesundheitswesen keineswegs neu; wie in manch anderen Fällen sind die USA hier mit gutem Beispiel vorangegangen. So begleitete ein „Meaningful Use“-Bewertungskatalog dort das gigantische Förderprogramm zur Durchsetzung elektronischer Patientenakten in den Krankenhäusern vor dem Hintergrund des HITECH Act.
Das „Wie“ ist Stand heute offen
Zur nachhaltigen Evaluierung des digitalen Reifegrades der Krankenhäuser nach § 14b sollen diese also nicht nur einmalig, sondern jährlich ihren Fortschrittsgrad messen und kommunizieren. Das „Wie“ für die Durchführung hat der Gesetzgeber bislang noch offengelassen. Der Digitalisierungsstand und der Umsetzungsgrad aller Krankenhäuser soll anhand von Bausteinen aus anerkannten Reifegradmodellen im Selbstbewertungsverfahren erfasst werden: Es stellen sich Fragen wie „Welche Modelle sind ‚anerkannt‘?“ oder „Inwieweit lassen sich diese Reifegradmodelle auf das deutsche Versorgungssystem übertragen?“
Eine Auswahl der populären Reifegradmodelle im Überblick
Das EMRAM-Modell (Electronic Medical Record Adoption Model) der US-basierten Gesundheits-IT-Organisation HIMSS (Healthcare Information and Management Systems Society) wurde 2005 in den USA entwickelt und vielfach weltweit eingesetzt. Es misst anhand von acht Stufen den Fortschritt eines Krankenhauses bei der Durchsetzung elektronischer Patientenakten (ePA). Kritiker betonen den Fokus auf die krankenhausinterne IT-Nutzung; telemedizinische Anwendungen – ein wichtiger Aspekt des KHZG – und die Fähigkeit der digitalen Kommunikation mit externen Akteuren, wie Radiologen oder niedergelassenen Ärzten, bleiben unbetrachtet.
Ebenfalls aus den USA stammt der "Digital Health most wired Survey". Die AHIME Academy der Entscheiderfabrik startete die Lokalisierung dieses Beurteilungsmodells ihres Kooperationspartners, des College of Health Information Management Executives (ChiME), in 2019.
Seit 16 Jahren untersucht der „IT-Report Gesundheitswesen“ als Umfragereihe den Digitalisierungsgrad in Krankenhäusern. Er stellt hierzu unter anderem den Workflow Composite Score (WCS) zur Messung der klinischen Informationslogistik bereit.
Ein weiteres Analysetool kommt vom Ärzteverband Marburger Bund und dem Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg): Check IT. Diese Online-Checkliste ermöglicht die Nutzenbewertung digitaler Lösungen in komplexen klinischen Prozessen. Die Beantwortung der Fragen auf dem Portal liefert den Nutzern „ein vollständiges Bild vom Digitalisierungsgrad ihres Krankenhauses“.
Healthy Data im Mittelpunkt der Digitalisierung
Die Vielfalt der Analysetools geht über diese Zusammenstellung hinaus. Treffen sie aber den eigentlichen Kern der Zukunftsstrategien?
Ziel des KHZG ist es, eine qualitativ hochwertige und moderne Gesundheitsversorgung durch die digitale Modernisierung zu ermöglichen. Trotz des Schubes durch die COVID-19-Krise sind die Digitalisierungspotenziale noch enorm. Interoperabilität, das Zusammenspiel der IT-Systeme, ist für den ungehinderten Fluss von Informationen innerhalb der Krankenhäuser und über die Behandlungskette hinweg unerlässlich. Damit der Nutzen von IT-Lösungen für die Erhöhung der Qualität und Effizienz von Diagnosen und Therapien jedoch Wirklichkeit werden kann, müssen insbesondere die Daten sauber, fehlerfrei, „gesund“ sein: Healthy Data – homogenisierte, deduplizierte, nutzbare Daten. Diese sind auch die Voraussetzung für die Verbesserung sowohl in der Versorgung als auch in der Forschung, bei der Opitimierung interner Prozesse, neuer Use und Business Cases oder der Einbindung von Patienten über Portale.
Man muss die Daten an der Quelle erfassen und anschließend aggregieren, managen, normalisieren und vernünftig bereitstellen. Genau das ermöglichen wir bei InterSystems mittels unserer Gesundheitsinformationssysteme inklusive dem InterSystems HealthShareUnified Care Record. Dadurch können Gesundheitsdaten in einem einheitlichen Datenmodell aggregiert werden, sodass Analytikfunktionen zur Auswertung dieser Daten aufgesetzt werden können und man weitere Lösungsbausteine – zum Beispiel zur Visualisierung von Daten und einrichtungs- bzw. abteilungsübergreifenden Abläufen – realisieren kann.
Dabei sind die Integrationsmöglichkeiten von vielen Formaten, Standards und Quellsystemen ebenso relevante Erfolgsfaktoren, wie die Automatisierung bei der Deduplizierung und die Einbindung von KI/ML-Verfahren zur Erzeugung neuen Wissens auf Basis der vorhandenen Informationen.
Aus meiner Sicht macht es Sinn, einen holistischen Ansatz zu wählen: Schaffen Sie zunächst ein tragfähiges Fundament für Ihre digitale Zukunft – in der Realität und bei der Messung Ihres Fortschritts. Setzen Sie auf „Healthy Data“! So sind Sie auf alle digitalen Reifegradmodelle und Innovationsstrategien vorbereitet.